Donnerstag, 10. Januar 2013

Auf der Flucht

Manchmal wenn der Schmerz zu groß wird und er droht mich zu erdrücken, dann packe ich meine Sachen und laufe los. Ganz weit weg. Ganz weit ins Innen. Und auf dem Weg dort hin spüre ich, wie es leichter wird. Merke wie einfach ich plötzlich von der Stelle komme. Niemand hält mich länger fest. Die Schritte werden schneller, leichter und federnder. Es ist toll sich wieder zu fühlen. Das Herz pulsieren zu spüren. Ich bemerke wie ich immer besser sehen kann. Meine Umgebung wird schärfer und klarer. Je weiter ich mich aus der kragen, leeren zerstörten Wüste bewege, desto weiter komme ich aus dem Chaos der verbrannten Erde hinaus. Endlose weiten empfangen mich und wandeln sich mit der Zeit zu grünen, fruchtbaren Wiesen. Meine Seele seufz erleichtert und beginnt zu jubilieren. Ich spüre wie ich immer schneller und schneller diesen Ort verlasse und wie magisch mich der Horizont zu sich ruft. Geduckt stürme ich weiter vorwärts. Ein Gefühl der absoluten Freiheit ergreift mich. Der Boden fühlt sich irre gut an. Ich realisiere kaum noch wie ich mich verwandle und wie meine Pranzen den warmen, weichen, grünen Boden berühren. Er riecht so herrlich verführerisch. Ich spüre die Sonne, die liebevoll mein schwarzes Fell küsst, der Wind pfeift mir um die Ohren. Ich genieße das Geräusch der erschreckten Vögel, die bestürzt in die Höhe eilen, sobald sie mich kommen  hören.Kleine Äste knacken unter meinem Gewicht. Meine Pfoten krallen sich in den weichen Waldboden, während ihr Takt sich mit dem rasenden Rhythmus meines Herzschlages vereint. Je weiter ich jage, desto tropischer wird die Landschaft. Die Luftfeuchtigkeit steigt. Die Bäume werden größer und die Pflanzen stehen immer dichter und dichter..
Ich verlangsame das Tempo und wälze mich atemlos auf dem weichen Waldboden. Strecke mich und schließe für einen Augenblick die Augen. Und .. Nichts.. Keine Bilder, keine Geräusche, keine Gerüche. Schlichtweg keine Erinnerungen, die irgendeine Macht über mich haben. Zufrieden schnurrend springe ich auf die Beine, beginne meine Krallen am nächst besten Baum zu wetzen bevor ich Richtung Lieblingsplatz trotte.
Von weitem höre ich schon das sanfte plätschern des Wasserfalls. Ein Schauer überläuft mich. Vorfreude. Die Sonne nimmt mich in Empfang, unterhalb des Wasserfalls, etwas erhöht vom Boden ist ein heller Stein. Von hieraus hat man den besten Überblick. Zufrieden lasse ich mich auf ihn sinken, genieße die Wärme die langsam in meine Glieder strömt. Und so den letzten Rest Anspannung und Schmerz vertreibt. Sonnenstrahlen streicheln über das schwarze Leopardenfell. Genüsslich schließe ich die Augen. Hier hab ich Ruhe und Geborgenheit. Hier bin ich stark und unabhängig. Hier kann ich sein, wie ich will: Frei, ungezähmt und stolz.
Nur von Nahem kann man die zahllosen Narben auf dem Pantherfell erahnen.. Narben, die hier ihre Chance bekommen zu verblassen. Hier in dieser Welt, wo Narben nichts zählen und man das ausleben kann, was auch immer man fühlt.



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