Samstag, 20. April 2013

Es

Ich hasse meinen Körper
Jede einzelne Stelle an meinem Körper gehört dir.
Es gibt keine Stelle, die du nicht berührt hast.
Jede Wunde kann ich einer Erinnerung zuordnen.
Du hast mir jeden Moment genommen, indem ich 
mich wohl in meinem Körper gefühlt hatte.
Ich fühle mich geschunden, zerstört, zerbrochen, befleckt.
Ich hasse ihn so sehr. 
Ich hasse jeden Blick in den Spiegel.
Ich hasse es, mich jeden Tag zu sehen.
Ich hasse mich.
Ihr habt eure Spuren auf mich hinterlassen. 
In mir. 
Du hast mir meine Kindheit genommen. 
Gestohlen. 
Mit einem Lächeln gestohlen.
Ihr habt mich alle kaputt gemacht.
Ihr habt mich zerstört. 
Und es hat euch Spaß gemacht. 
Jedes mal, wenn ich meine Wunden sehe, 
dann möchte ich kotzen. 
Mich verletzten. Die Erinnerungen an dich 
aus mir heraus schneiden. 
Vollkommen allein mit meinem Wahnsinn.
Niemand, der mich verstehen kann,
niemand, der weiß wie es sich anfühlt,
niemand, der das gesehen hat, was mein Kopf 
nicht vergessen will. 
Nicht vergessen kann.
Ich bin hilflos, wehrlos gegen diesen Wahnsinn,
der mich schon zu lange auffrist. 
Und mich so von allem abschirmt.
Mich von mir selbst immer weiter entfernt.
Heute kann ich mit dem Wahnsinn in mir immer
noch nicht umgehen, weil der Schmerz zu tief sitzt,
um ihn zu verstehen.
Zu tief, als dass sich das noch einmal lösen könnte.
Zu viel erlebt, zu viel gesehen. 
Dinge, die ich niemals erzählen, niemals 
aussprechen könnte.
Denn Worte würden nicht ausreichen, 
allein deswegen, weil sie auf dem Weg aus meinem Mund
verstummen, weil die Bilder und Erinnerungen überhand nehmen.
Weil der Wahnsinn zu groß ist, um ihn zu beschreiben. 
In einem Moment kaputt, erschöpft, traurig, innerlich zerrissen,
plötzlich voll von Hass und Bosheit.
Im nächsten Moment  freut es dich dich selbst zu quälen und zu zerstören, 
dann bist du voller Liebe, Eifersucht, Trauer, Schmerz, Angst, Verzweiflung,
Selbsthass, Verbitterung, Reue, Sehensucht, Wut, Abscheu, Aggression, Panik.
Du bist grausam, explosiv.
Du bist krank.
Und keiner versteht es.
Keiner versteht diese Panik, 
meine Angst 
vor dieser unendlichen Tiefe, 
der Unberechenbarkeit.
Diese Unwissenheit, 
diese Hilflosigkeit, 
die ich spüre.
Weil ich es nicht begreife,
bin ich auch verrückt, ich bin wahnsinnig und halte es nicht aus. 
Es ist wie Platzangst im eigenen Körper. 
Überrollt von Erinnerungen.
Nicht greifbar. 
Und doch immer präsent.

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